Die Nahostdebatte heizt bestehende Konflikte um Antisemitismus und Rassismus bei Fridays for Future an. Hat die globale Klimabewegung so eine Zukunft?
Die Nahostdebatte heizt bestehende Konflikte um Antisemitismus und Rassismus bei Fridays for Future an. Hat die globale Klimabewegung so eine Zukunft?
Was ich nicht verstehe ist, warum eine Klimabewegung wie FFF überhaupt Stellungnahmen zu nicht klimarelevanten Themen abgibt.
Weil man als Mensch natürlich dazu eine Meinung hat, als Mensch der eine große Bewegung leitet sowieso.
Bloß fehlt ihnen leider die Weitsicht / Erfahrung / was auch immer, diese Meinung über ihre privaten Accounts zu verbreiten (und selbst das könnte kritisch sein - wenn du ein sichtbarer Teil von etwas bist, dann kannst du noch so oft dazu sagen dass das nur deine Haltung ist - in den Köpfen der Menschen sprichst du auch immer für deine Gruppe).
Weil das das normalste auf der Welt sein sollte. Es gibt leider ein paar Themen, zu denen mensch sich nicht äußern kann, ohne einen Teil der Bevölkerung vor den Kopf zu stoßen. Diese Themen sind international nicht dieselben. Gerade Israel und Antisemitismus wird in Deutschland ganz anders debattiert als in anderen Ländern.
Dazu kommt noch, dass wir alle keine Klimabewegungen, sondern Klimagerechtigkeitsbewegungen sind. Das Klima selbst kann uns ja völlig egal sein. Es geht immer um Gerechtigkeit, gegenüber der Jugend, gegenüber zukünftigen Generationen und gegenüber dem globalen Süden. Eine Klimabewegung ohne Gerechtigkeit existiert nicht.
Daraus folgt zB, sich mit den Kämpfen südamerikanischer Indigener gemein zu machen, die sich gegen Regenwaldzerstörung und Rohstoffausbau zur Wehr setzen. Oder die Stimmen ehemaliger Kolonien um den Äquator herum zu hören, die immer stärker von tödlichen Hitzewellen betroffen sein werden oder deren Inseln stetig im Meer versinken. Die Länder und Menschen, die am wenigsten für die Erderhitzung verantwortlich sind, leiden am meisten darunter und werden derzeit in Form eines modernen Kolonialismus ausgebeutet.
Deshalb ist es naheliegend, solche Ausbeutungsverhältnisse und Machtgefälle überall anzuprangern. Dazu gibt es auch viel Theorie und viel historische Praxis, vor allem die Sowjetunion und Teile der Linken waren oft schnell dabei, alle möglichen Aufstände und Revolutionen als Kampf gegen amerikanischen Imperialismus zu verstehen und sich mit allem zu solidarisieren, was irgendwie gegen die USA gerichtet war, oder gegen (ehemalige) Kolonialherren in Europa, oder eben auch gegen Israel als Protegé der USA im nahen Osten. Mit der bisherigen Behandlung der Palästinenser - Amnesty International und Human Rights Watch bezeichnen das als Apartheid - liegt es nahe, sich hier ebenfalls mit den von Israel Unterdrückten zu solidarisieren.
Ich hoffe, dass es etwas klarer geworden ist, weshalb das Bedürfnis bestand, das auch zu thematisieren.
Ich glaube auch, es war kurzsichtig, verkürzt, zum falschen Zeitpunkt, mit einer einseitigen Message und letztlich vermutlich insgesamt negativ, dass sie sich überhaupt geäußert hat. Aber ich finde es traurig, dass die Gesellschaft so ist, dass a) mensch sich nicht zu diesem Thema öffentlich äußern kann, b) ich als Klimaaktivist nur noch Klima machen kann und zu gewissen Themen deshalb öffentlich die Fresse halten muss und c) jetzt ein Haufen Leute, die sich vorher schon weder für Klimagerechtigkeit interessiert haben noch für Mitgefühl mit allen Menschen, sich gegenseitig damit ausreden liefern, weiterhin nichts zu tun, sich rechtschaffen zurückzulehnen und sich moralisch im Recht damit wähnen, weiter unsere Lebensgrundlagen zu zerstören.
Verstehe ich nicht. Wie kann euch für Klimagerechtigkeit “das Klima völlig egal sein”? Eine Klimabewegung ohne Gerechtigkeit existiert nicht aber eine Klimabewegung ohne Klima?
Ich denke hier muss man differenzieren zwischen Meinungsäußerungen von individuellen Mitgliedern und Statements über öffentliche Kanäle der Organisation, die dann schnell als “offizielle Meinung” empfunden werden. Man sollte sich bei solchen Statements überlegen, ob diese den Zielen der Organisation nützen oder ihnen schaden. Meiner Meinung nach war hier definitiv letzteres der Fall.
Damit meine ich, dass das Klima an sich nicht gut oder schlecht oder schützenswert ist. Es geht immer um den Schutz von Menschen. Wenn wir uns alle problemlos anpassen könnten, dann wäre ein verändertes Klima überhaupt kein Problem. Können wir aber nicht, außer Superreiche. Und für alle anderen gilt, dass es Menschen geben wird, die sich leichter eine Weile anpassen werden können und andere, die jetzt schon in ihrer Existenz bedroht sind.
Das hilft ja überhaupt nichts. Greta Thunberg hat auf ihrem privaten Kanal ihre private Meinung geäußert. Ein Typ der bei FFF aus der Ortsgruppe Mainz ausgeschlossen wurde, hat über den Kanal namens FFF International seine Meinung geäußert und für offiziell ausgegeben. Das interessiert doch die Kritiker nicht, ob das Privatmeinungen sind, sondern das wird samt und sonders als offiziell dargestellt. Recherche und Differenzierung? Fehlanzeige.
Schau dir die Leute halt an, wenn sie das nächste mal ihren Namen tanzen. Das ist keine durchorganisierte Gruppe. Leider.