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Ich war immer introvertiert und habe immer das soziale Theater gespielt (Schule, Hochschule, Arbeit…). Ich habe mich entschieden, dass es belastend ist und habe kein Bock, das weiter zu machen: Ich kann nicht mehr vortäuschen, dass ich mich um Menschen kümmere, die mich langweilen.
Ich bin Pflegekraft, habe einen unbefristeten Vertrag, Probezeit abgelaufen, bin Mitglied einer Gewerschaft.
Ich überlege, woanders im Haus versetzt zu werden, weil meine Arbeitskollegen kindisch sind, über Unwichtigkeiten reden und überzeugt sind, mir einen Gefallen zu tun, indem sie mich zwingen, mit ihnen zu reden.
Sie belasten mich und fühlen sich beleidigt, wenn ich in meiner Pause lese oder mit ihnen nicht rede. Ich möchte arbeiten und nach Hause gehen.
Ist das beruflicher Selbstmord?
Ich würde vorschlagen nicht mit Begriffen (wie “introvertiert”, etc.) um dich zu werfen, sondern zu beschreiben, was du dir von einer neuen Stelle im Haus erhoffst (z. B. professionelles und rein sachbezogenes Miteinander) bzw. was du mit einem Wechsel gerne hinter dir lassen möchtest (z. B. empfindliche Reaktionen, wenn du in deiner Pause lieber lesen statt mit den Anderen interagieren möchtest). Wertende Begriffe wie “kindisch”, und “Unwichtigkeiten” werfen eher ein schlechtes Licht auf dich und könnten dazu führen, dass die anderen Abteilungen dich als potentiell schwierigen Mitarbeiterin wahrnehmen und lieber nicht in deren Team wünschen.
Auch solltest du berücksichtigen,dass einmal abgerissene Brücken schwer wieder aufzubauen sind. Sei dir also sicher, dass du das wirklich willst. Zuletzt neigen die meisten Menschen dazu zwischenmenschliche Beziehungen, auch jenseits des rein professionellen Miteinanders zu pflegen. Erwarte also nicht, das was du als Unwichtigkeiten und kindisches Verhalten sehen magst nicht andernorts ebenso oder in ähnlicher Weise zumindest praktiziert wird.
Ich kann gut nachvollziehen, wie du dich fühlst. Ich würde mich auch als eher introvertiert bezeichnen und es gibt Tage, an denen mein Bedarf an “dummen” Menschen schnell gedeckt ist.
Ich komme aus einer anderen Branche - aber ich kann mir vorstellen, dass die Arbeit im Pflegebereich es erfordert (und auch deutlich leichter macht), wenn man eher extrovertiert auftritt, da man ja permanent in Interaktion mit anderen Menschen steht und sich entsprechend mindestens auf Smalltalk einstellen muss. Wahrscheinlich sind deine Kollegen extrovertiert und ziehen ihre Energie aus der Interaktion mit anderen Menschen und sind daher etwas vor den Kopf gestoßen, wenn man nicht mit ihnen in Interaktion treten möchte.
Vielleicht hilft es, zu akzeptieren, dass man solche Leute ohnehin nicht ändern kann. Ich denke, da muss man einfach drüber stehen.
Leider wird die Berufswelt nach wie vor durch extrovertierte Menschen dominiert - zumindest sind diese lauter und verschaffen sich eher Gehör. Das ganze soziale Theater gehört leider zum Berufs-Game dazu.
Du schreibst, dass du dich versetzen lassen möchtest. Wer garantiert denn, dass es dann nicht sogar schlimmer wird (“Hey, wir gehen alle nach der Arbeit zum Bowling, kommst du mit? Wir machen das jeden Dienstag und Freitag, und Mittwochs gehen wir abens immer noch was essen…”)?
Ich glaube, du wirst weiterhin gute Mine zum bösen Spiel machen müssen, wenn du in einem Berufsfeld unterwegs bist, das auf menschliche Interaktion beruht. Es sei denn, es gäbe einen Teilbereich in deinem Berufsfeld, bei dem die Interaktion mit anderen Kunden und Kollegen auf ein Minimum reduziert werden würde (ich weiss nicht, ob es so etwas gibt - z.B. Arbeiten im Lager, oder Fahrdienste, Essensausgabe etc.).
Versuche, dir einen entsprechenden Ausgleich in der Freizeit zu suchen, um dich regenerieren zu können.
Um deine Frage zu beantworten: Ja, es wäre kontraproduktiv, deine Introvertiertheit im Vorstellungsgespräch zu erwähnen. Je nach dem, wie das Gespräch aber verläuft, bietet sich vielleicht die Gelegenheit, diese Introvertiertheit vielleicht zu umschreiben (z.B. “Es macht mir nichts aus, stundenlang alleine [Tätigkeit] auszuführen”). Vielleicht wäre das dann was passendes für dich.